„Circular Economy“ ist einer der wenigen Anglizismen die ich gerne verwende. Die deutsche Übersetzung „Kreislaufwirtschaft“ wird hierzulande leider eher mit Abfallwirtschaft assoziiert, was eigentlich schon fast das Gegenteil von Circular Economy ist.
Denn bei der Circular Economy geht es im Kern darum, alle verwendeten Ressourcen wiederzuverwenden. Der Begriff „Abfall“ sollte im Idealfall also gar nicht mehr vorkommen.
Etabliert haben sich inzwischen verschiedene Denkschulen der Circular Economy:
· Industrial Ecology (industrielle Ökologie)
· „cradle to cradle“
· Performance Economy
· Blue Economy
· Biomimicry 3.8
· Ellen MacArthur Foundation
· Natural Capitalism
· Permakultur
Diese Denkschulen unterscheiden sich in erster Linie dadurch, dass sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Sie formulieren dazu entweder Hauptziele oder Prinzipien. Bei dem Versuch die Ziele und Prinzipien zusammenzufassen, bin ich zu folgender Aufstellung gekommen:
1. Erweiterung des Produktlebenszyklus
2. Wiederaufbereitung
3. Abfallvermeidung
4. Die Natur als Vorbild nutzen
5. Geschlossene Kreisläufe schaffen (biologische und technische)
6. Produktivität radikal steigern / Beachtung von Effizienz und Effektivität
7. Veränderung der Geschäftsmodelle (z.B. Dienstleistung statt Warenverkauf)
8. Suffizienz – Beachtung des wirklich Notwendigen
9. Loslassen des linearen Denkens
10. Ständige Veränderung, Anpassung und Innovation
Etliche dieser Prinzipien stehen im Widerspruch zu vorherrschender Praxis unseres heutigen Wirtschaftssystems. Das macht es für Unternehmen schwer, ihre Geschäftsmodelle an diese Herausforderungen anzupassen. Anderseits liegen darin gewaltige Chancen. Denn diese Prinzipien passen sehr gut zu einigen Trends, und vor allem zu einem sich ändernden Konsumverhalten.
Während es heute noch üblich ist Obsoleszenz, also das geplante Veralten von Produkten, einzuplanen, um dem Kunden baldmöglichst ein neues Produkt zu verkaufen, wird es zukünftig ganz andere Geschäftsmodelle erfordern. Schon heute nutzen neue Käuferschichten viele Produkte nur noch bei Bedarf (wie z.B. Carsharing), oder auf Basis von Miet- und Full-Leasing-Verträgen (wie z.B. Drucker).
Das macht es für Unternehmen interessanter, ihre Produkte langlebiger und modularer zu produzieren, damit das Produkt bzw. einzelne Bauteile so lange wie möglich wirtschaftlich verwertet werden können.
Dabei werden zwei Kreisläufe unterschieden:
Der Technische Kreislauf sorgt für eine vollständige Wiederverwertung von Produkten, Bauteilen oder Ressourcen. Die Produktnutzung sollte geprägt sein von Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Wiederverwertung und Recycling. Idealerweise wird die dafür aufgewendet Energie nur regenerativ erzeugt.
Der Biologische Kreislauf hingegen, achtet darauf, dass ein Produkt am Ende seiner Nutzungsphase einem anderen (natürlichen) Kreislauf dient. Die letzte Station des Zyklus ist damit die Humusbildung um Grundlage für neues Wachstum zu schaffen. Hierbei wird idealerweise ständig auf die möglichst langfristige Bindung von klimaschädlichen Stoffen geachtet.
»Wäre der Kreislauf der Natur unser Vorbild – bräuchten wir den Naturschutz nicht.«
Klaus Ender (* 2. April 1939 in Berlin), deutscher Fotograf und Buchautor
Ein Deutscher hat derzeit etwa einen Rohstoff-Bedarf von 16,2 Tonnen jährlich[1] – bei steigender Tendenz. Global betrachtet dürfte ein Mensch aber nur vier Tonnen jährlich an Rohstoffen verbrauchen. Bei anhaltendem Bevölkerungswachstum würde diese Summe auf ca. 2,5 Tonnen schrumpfen. Dabei sind Verbräuche zur Ressourcengewinnung und Logistik noch nicht berücksichtigt!
Wenn wir also unseren nachfolgenden Generationen einen ähnlichen Lebensstandard wie heute wünschen, so müssen wir die Transformation zu einer auf Kreisläufen fußenden Wirtschaft schaffen. Anderenfalls wird spätestens die übernächste Generation viel Rohstoffe nicht mehr nutzen können.
Links zum Thema:
[1] Umweltbundesamt Ressourcenbericht 2016
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